Weggerutscht - Der erinnerte Blick

Gedanken zu Erinnerungszeichnungen des eigenen Jugendzimmers

Das Erinnern des Jugendzimmers stellt den Versuch dar, mich wieder in diesen Raum zu begeben, den es nicht mehr gibt, von dem es auch kein Foto gibt, den ich sechs oder sieben Jahre land bewohnt habe im Haus meiner Eltern.

Beim Erinnern wollte ich die Gegenstände versammeln und ordnen, gemäß meiner Erinnerung von ihrem Platz in diesem Zimmer. Ich wollte Blickwinkel erinnern, die ich auf dieses Zimmer hatte, während ich mich damals eben dort befand. Ich habe von Körperpositionen aus gezeichnet, in denen ich lange und oft verharrt bin, zum Beispiel der Blick auf den Fernseher oder aus dem Fenster, beides, während ich im Bett lag.

Dann gab es Blickwinkel, die ich nur für kurze Momente damals eingenommen habe: Der Blick rücklings zum Fenster, oder aus derselben Perspektive heraus mein Blick zur Deckenlampe - in den Gesichtskreis schiebt sich dabei das kleine 70er Jahre Regal und die Schornsteinecke des Zimmers und das Plakat mit dem Picasso - Gemälde.

Es gab eine erste Erinnerungszeichnung. Ich bemühte mich um die richtigen Abstände zwischen zwei Betten. Das Fenster in der Mitte. In der Vorstellung schaue ich aus dem Fenster.

Dabei sieht mich jemand von hinten und zeichnet die Szene, wobei ich selber dieser Jemand bin, als Erinnernde und Zeichnerin. Meine Blickposition minus meines Erinnerungsblickwinkels hat mich zu dem Zeitpunkt entscheiden lassen, meine eigene Figur aus dem Bild heraus zu subtrahieren und lediglich über meinen Blickwinkel körperhaft/körperlich anwesend zu sein.

Der erinnerte Blick. Eine weitere wichtige, empirische Frage war die, welche Positionen ich häufig eingenommen hatte. Die Zeichnungen sollten für mich als ehemalige Bewohnerin dieses Zimmers einen repräsentativen Wert erlangen. Ich erinnerte die Farben und setzte drei Buntstifte ein: Geraniumrot, Preußisch Blau und Lichtgelb. Weiß für die Decke und den Heizkörper, blieben als Auslassungen stehen....

Sabine Falk