Migrantische Mordszeiten
Der Migrant ist des Deutschen liebste Krimi-Figur, als Täter, als Opfer, manches Mal auch als (Hilfs-)Sheriff und (Ko-)Ermittler. Das östliche Europa spendiert zur allabendlichen 'Mordszeit' zwischen 20.00 und 22.00 Uhr besonders reichhaltiges Inspirationsmaterial für die breitenwirksame kriminelle TV-Phantasie: vom russischen Mafiosi über die ukrainische Prostituierte oder polnische Leihmutter bis zum bulgarischen Wanderarbeiter. „Im Angesicht des Verbrechens“ zeigt sich das Schreckbild eines 'anderen', fremden Europa nach dem Ende des Kalten Krieges, als Projektionsfläche für die eigenen Ängste und Rettungsphantasien.
Nicht nur die ermittelnden Kommissare leiden angesichts dieser kriminellen Potenz des europäischen Ostens gelegentlich an Migräne, auch den ein oder anderen Fernseh-Zuschauer ereilt nach übermässigem Tatort-Konsum der Krimi-Kater. Als Kater-Killer schicken wir drei tierische Comic-Figuren auf Ermittlungstour an die nicht weniger stereotypen Hamburger Orte des Verbrechens, wo sie mit den TV-Kommissaren zwischen Öffentlichkeit und Recht privat ermitteln.
Die Ausstellung kombiniert Stills aus deutschen Fernseh-Produktionen, die den Charme des osteuropäischen Kriminellen ausspielen, mit eigenen Comic-Strips und Bilder-Geschichten, begleitet von Vortragsperformance und Migräne nährender Flüssigkeit.
Eine No-Budget-Co-Produktion von (p)ostkartell – institut für angewandte kulturforschung und Andrej Sherbinin